Mirko Meboldt wird geehrt für innovative Lehrform
Zum ersten Mal verleiht die ETH Zürich den KITE Award für innovative Lehrkonzepte. Der Preis geht an ETH-Professor Mirko Meboldt und seine Lehrveranstaltungen ?Innovationsprojekt? und ?Leading Engineering Projects and Coaching Design Teams?.
?Lehre und Forschung bilden an der ETH Zürich eine Einheit. Deshalb sind innovative Lehrkonzepte von ebenso grosser Bedeutung wie die wissenschaftliche Forschung?, betonte Felicitas Pauss, Pr?sidentin der Konferenz des ETH-Lehrk?rpers (KdL), zur Er?ffnung der Preisverleihung. Die KdL hat den KITE Award für ?Key Innovation in Teaching at ETH? ins Leben gerufen, um die Entwicklung herausragender Lehrkonzepte zu f?rdern. Diese sollen Studierende motivieren, sich vertieft mit Sachverhalten zu besch?ftigen und sie auf das Arbeitsleben vorzubereiten.
?Mit dem KITE Award wollen wir Kollegen ehren, welche die Lehre erneuern und neue Konzepte für die Forschergeneration der Zukunft entwickeln?, erg?nzte ETH-Pr?sident Lino Guzzella.
Zwei Dutzend Nominationen
?Der KITE Award 2016 geht an Mirko Meboldt und sein Team für das Konzept zur projektorientierten Lehrveranstaltung 'Innovationsprojekt' und den dazugeh?rigen Kurs zu Coaching und Teamleitung?, verkündete Rektorin Sarah Springman gestern Abend vor rund 200 G?sten im Auditorium Maximum der ETH Zürich.
Sie betonte, dass alle drei Finalisten Herausragendes geleistet und den Preis verdient h?tten. Den Konzepten der Finalisten sei gemein, dass sie auf Kleingruppen und Projektarbeit setzen statt auf Frontalunterricht. Die Finalisten erkl?rten denn auch, dass sie künftig ihre Ideen verst?rkt miteinander teilen wollen.
Für die erstmalige Vergabe des KITE Awards wurden zwei Dutzend Projekte aus zw?lf 皇冠体育,皇冠体育appn nominiert. Ein achtk?pfiges Auswahlkomitee aus Mitgliedern der KdL, Studierenden, dem Mittelbau und einem externen Experten prüfte die Projekte auf Wirksamkeit, Innovation und Nachhaltigkeit und w?hlte drei davon aus. Aus diesen Finalisten w?hlte die KdL das Siegerkonzept.
Entwicklungsprozess im Studium erleben
?Unser Lehrkonzept ist das Ergebnis dreij?hriger Entwicklungsarbeit, und wir entwickeln es auch stetig weiter?, sagte der erste KITE Award-Gewinner Mirko Meboldt. ?Durch den regen Austausch mit den Studierenden ist kein Studienjahr wie das vorherige, und auch mein Team und ich lernen st?ndig Neues und wie wir das Lehrkonzept verbessern k?nnen.?
Den Grundstein für dieses Lehrformat legte vor über 20 Jahren Professor Markus Meier, sein Nachfolger Roland Siegwart führte es weiter. Darauf aufbauend setzte Meboldt sein Konzept für die Erstsemester-Studierenden am Departement Maschinenbau und Verfahrenstechnik im Jahr 2013 erstmals im Unterricht um.
Das Format zeichnet sich durch problemorientiertes, kritisch reflektierendes und erfahrungsbasiertes Lernen aus: Anstatt das Wissen über mechatronische Zusammenh?nge nur passiv zu erlernen, erleben es die Studierenden in eigener Verantwortung in kleinen Projektteams. In diesen entwickeln sie ein mechatronisches System von der Idee bis zum produzierten erprobten System. Unterstützt werden die Teams von Coaches aus h?heren Semestern, die ihre F?higkeiten und Erfahrungen in einem begleitenden Coachingkurs erwerben.
KITE Award 2016
Felicitas Pauss er?ffnet die Preisfeier.
Felicitas Pauss (l.) und Sarah Springman (r.) flankieren die Nominierten: Gisbert Schneider, Mirko Meboldt und Renate Schubert (v.l.n.r.)
Hauptreferent Chorh Chuan Tan, Pr?sident der National University of Singapore. Sarah Springman und Heribert Nacken diskutieren auf dem Podium.
Das gewisse Extra an Kreativit?t
In seiner Rede betonte Professor Chorh Chuan Tan, Pr?sident der National University of Singapore (NUS), dass die Lehre das sich ver?ndernde Arbeitsumfeld berücksichtigen müsse. Wissen sei durch das Internet frei verfügbar, Roboter und Computer k?nnten künftig viele Arbeitsschritte übernehmen und vor allem Arbeitspl?tze der mittleren Führungsebene würden zunehmend verschwinden.
Hoch qualifizierte Führungskr?fte und Dienstleister seien gefragt. Wer auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft bestehen wolle, müsse über das gewisse Extra an Kreativit?t und Innovation verfügen, das Maschinen nicht h?tten. Zudem geht er davon aus, dass Arbeitnehmende künftig lebenslang Lernen und verschiedene berufliche Karrieren haben werden. Unternehmerisches Denken, Sozialkompetenz und die F?higkeit, in internationalen, interdisziplin?ren Teams zu arbeiten, würden immer wichtiger.
?Hochschulen müssen die Grundlagen dafür legen, dass Studierende Neues schaffen k?nnen?, erg?nzte Professor Heribert Nacken, Rektoratsbeauftragter für das Blended Learning an der RWTH Aachen, in der anschliessenden von Gerd Folkers engagiert geleiteten Podiumsdiskussion. An der Diskussion nahmen auch Hauptreferent Chorh Chuan Tan und Sarah Springman teil. Die Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass es wichtig sei, Studierende einzubinden und zu prüfen, welches Wissen wirklich essenziell sei.
Die Lehrkonzepte der drei Finalisten
Entwicklung mechatronischer Systeme: Mirko Meboldt hat für die bis zu 500 Erstsemester-Studierenden am Departement Maschinenbau und Verfahrenstechnik (D-MAVT) die projektbasierte Lehrveranstaltung ?Innovationsprojekt? entwickelt. Aufgeteilt in 90 Teams von fünf bis sechs Studierenden entwickeln sie eigenverantwortlich ein Produkt von der Idee bis zum erprobten mechatronischen System. Die Teams werden durch 30 Hilfsassistenten, den Coaches, aus dem h?heren Semester begleitet. Die Coaches lernen zeitgleich im Kurs ?Leading Engineering Projects and Coaching Design Teams? die Grundlagen von Führung und Coaching.
Transdisziplin?re Zusammenarbeit: Gisbert Schneider bietet am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften eine aufeinander aufbauende Reihe von transdisziplin?ren Lehrveranstaltungen zum Thema ?Computer-Assisted Drug Design? an. Sie richtet sich an Studierende aus den Natur- und Lebenswissenschaften und vermittelt F?higkeiten wie mathematische Modellierung, chemische Synthese und biochemische Analyse von Wirksubstanzen. In einem zweiw?chigen Blockpraktikum bilden die Studierenden in Kleingruppen virtuelle Firmen, um ein Molekül mit einer bestimmten pharmakologischen Funktion zu entwickeln und zu pr?sentieren.
Alternative für Grossgruppen: Renate Schubert hat den Kurs ??konomie? mit bis zu 500 Studierenden am Departement Geistes-, Sozial- und Staatswissenschaften(D-GESS) komplett umgestaltet. Für das vorbereitende Selbststudium werden Skripte, Videos, interaktive ?bungsaufgaben und aktuelle Medienberichte elektronisch bereitgestellt. In Kleingruppen erarbeiten die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer ?konomische Argumentationen mit Anwendungsbeispielen. Studierende mit grossem Vorwissen oder Pr?ferenzen für klassischen Unterricht finden separate Gruppen. Die Studierenden w?hlen aus einer Vielzahl an Lernelementen die für sie am besten geeigneten aus. So übernehmen sie Verantwortung für ihr eigenes Lernen.