Blick über den Tellerrand

Fachliche Kompetenzen allein reichen oft nicht aus, um sich im globalen Wettbewerb zu bew?hren. Immer h?ufiger ist der ber¨¹hmte Blick ¨¹ber den Tellerrand gefragt. Denn die Entwicklung neuer Produktideen erfordert zunehmend interdisziplin?res Denken und Arbeiten. Der neu entwickelte Masterkurs ?Design Thinking: Human-Centred Solutions to Real World Challenges? soll Studierenden an der ETH Z¨¹rich genau diese F?higkeiten vermitteln.

Einer der Mit-Initiatoren ist Professor Mirko Meboldt vom Departement f¨¹r Maschinenbau und Verfahrenstechnik: ?Unser Ziel ist es, dass Studierende aus m?glichst vielen unterschiedlichen Fachrichtungen mitmachen und lernen, miteinander zu arbeiten und sich ¨¹ber die Fachgrenzen hinweg auszutauschen, um gemeinsam innovative L?sungen zu entwickeln.?

Dazu sollen die Teilnehmenden die Prinzipien des Design Thinkings anwenden. Entwickelt wurde diese Innovationsmethode am Hasso Plattner Institute of Design, der sogenannten ?d.school?, an der amerikanischen Stanford University in Zusammenarbeit mit dem Hasso-Plattner-Institut in Potsdam. Neben ihrer Interdisziplinarit?t zeichnet die Methode aus, dass bei der Entstehung von neuen Produkten der Mensch und nicht die Technologie im Zentrum steht. So sollen anwenderorientierte L?sungen entstehen. Der Kurs passt zur ?Critical Thinking?-Initiative, welche die ETH Ende 2013 lanciert hat, um Studierenden neben fachlichen Kompetenzen gezielt kritisches Denken und Analysieren zu vermitteln. Initiiert wurde der Masterkurs von Spark Labs, einem neu gegr¨¹ndeten Verein zur F?rderung der Lehre und Ausbildung im Design Thinking.

Der Verein wurde von Alan Cabello und Florian Rittiner konzipiert und gemeinsam mit Stefano Brusoni, Professor f¨¹r Technologie- und Innovationsmanagement am Departement f¨¹r Management, Technologie und Wirtschaft der ETH sowie Chris Tucci vom Lehrstuhl f¨¹r Unternehmensstrategie und Innovation der EPFL ins Leben gerufen. Brusoni geh?rt neben Meboldt und Christoph H?lscher, Professor f¨¹r Kognitionswissenschaft am Departement Geistes-, Sozial- und Staatswissenschaften, zu den Initiatoren dieses Angebots. Auch an der EPFL wird ein Design-Thinking-Kurs angeboten, um so ein Schweizweites Netzwerk aufzubauen.

Der Mensch im Mittelpunkt

?Design Thinking beruht auf einem f¨¹nfstufigen Prozess, wobei es im ersten Schritt darum geht, den sp?teren Kunden und seine Bed¨¹rfnisse kennenzulernen?, erl?utert Florian Rittiner. Er wird k¨¹nftig gemeinsam mit Alan Cabello, Dozent f¨¹r Innovationsmanagement an der ETH sowie der EPFL, den Kurs leiten. Laut Rittiner, Visiting Researcher an der Professur von Mirko Meboldt, ist es wichtig, dass die Teilnehmenden erg?nzend zum Kundenverst?ndnis lernen, sich mit der Sicht- und Herangehensweise unterschiedlicher Studienrichtungen auseinanderzusetzen. Dazu sollen sie in kleinen, interdisziplin?ren Teams zusammenarbeiten. ?Zum Beispiel in einem IT-Projekt k?nnen ein Biologe oder ein Mediziner durch ihre Fragen und ihre Perspektive eine ganz andere L?sung hervorbringen als ein Informatiker alleine,? erkl?rt Rittiner. Damit dieser Austausch m?glich wird, m¨¹ssten verschiedene Disziplinen jedoch lernen, miteinander zu kommunizieren. Ein oft nicht einfacher Prozess.

Ein weiterer wichtiger Teil der Design-Thinking-Methode ist die Entwicklung eines Prototyps. ?So sollen Ideen greifbar werden?, erkl?rt Rittiner. Damit die Studierenden die Prototypen erstellen k?nnen, wurde eigens ein Raum f¨¹r den Studiengang geschaffen. In einer Werkstatt, die jedes Fr¨¹hjahr von Maschinenbau-Studierenden im ersten Jahr f¨¹r ihr Innovationsprojekt genutzt wird, ist nun das sogenannte LEO Loft an der Leonhardstrasse entstanden. Zur Verf¨¹gung gestellt wurde der Raum vom Departement f¨¹r Maschinenbau und Verfahrenstechnik. Nach wochenlangem Umbau ist multifunktionaler Unterrichtsraum mit Werkstatt- und Gruppenarbeitspl?tzen sowie einem Bereich f¨¹r Vorlesungen entstanden. Die Vielseitigkeit des Raums findet so viel Anklang, dass ihn schon vor dem Beginn des Semesters verschiedene Studiengruppen f¨¹r Workshops genutzt haben. Bislang ist jedoch vorgesehen, den Raum nach Abschluss des Design-Thinking-Kurses im Dezember bis zum Fr¨¹hlingssemester wieder in eine Werkstatt zu verwandeln.